Die Abteilung für Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb blickt auf eine lange Geschichte zurück. Im Jahr 1895 wurde der Lehrstuhl für deutsche Sprache gegründet, 1897 mit den deutschsprachigen Universitäten in Österreich-Ungarn gleichgestellt. Im Jahr 1904 wurde der Lehrstuhl in den Rang eines Instituts erhoben (Seminar für deutsche Philologie). Die zentrale Figur in den ersten Jahrzehnten der Zagreber Germanistik war Stjepan Tropš (1871-1942), die Weichen für eine Neugestaltung von Lehre und Forschung nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Zdenko Škreb (1904-1985).
Durch eine rege Teilnahme an den aktuellen Forschungstendenzen in Sprach- und Literaturwissenschaft der letzten Jahrzente machten sich Zdenko Škreb und seine Nachfolger, vor allem der Literaturwissenschaftler Viktor Žmegač (1929) und der Sprachwissenschaftler Stanko Žepić (1934) einen Namen auf dem Gebiet der germanischen Philologie. Seit den 1970er Jahren erscheinen in deutschen und österreichischen Verlagen bedeutende Werke Zagreber Germanisten; einige Titel behaupten sich auf dem Markt in wiederholten oder erweiterten Auflagen (vgl. etwa V. Žmegač/ Z. Škreb: Zur Kritik literaturwissenschaftlicher Methodologie, Frankfurt/ Main 1973; V. Žmegač/ Z. Škreb/ Lj. Sekulić: Kleine Geschichte der deutschen Literatur, Königstein 1984 u. öfter; V. Žmegač (Hg.) Geschichte der deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, 3 Bde, Königstein 1978-1984 u. öfter; V. Žmegač: Der europäische Roman. Geschichte seiner Poetik, Tübingen 1990 u. öfter).
Die langjähige Zusammenarbeit mit germanistischen Instituten in Ex-Jugoslawien, Österreich und Deutschland (Graz, München, Mainz, Berlin, Köln u.a.) führt seit Jahren schon zu einer Reihe internationaler Symposien, Publikationen und Projekte. Ein eigenes Periodikum unterhält die Zagreber und kroatische Germanistik seit 1992 mit den Zagreber Germanistischen Beiträgen, dem Jahrbuch für Sprach- und Literaturwissenschaft (Chefredakteur M. Bobinac).
Die Abteilung für Germanistik in Zagreb ist mit derzeit rund 520 Studierenden (rund 90 Studienanfänger in jedem Wintersemester) eine der größten an der Zagreber Philosophischen Fakultät und mit über 30 in Lehre und/oder Forschung Beschäftigten das größte germanistische Institut in Kroatien. Die verhältnismäßig große Nachfrage nach einem Studienplatz an diesem Institut ist mit dem allgemeinen Niveau von Lehre und Forschung sowie mit der Sicherung einer hohen Sprachkompetenz im Rahmen des Studiums zu erklären (gestützt durch Vertragslektoren aus Deutschland und Österreich). Das Studienprogramm wird zur Zeit im Sinne des Bologna-Prozesses umgestaltet und bietet drei Ausbildungsprofile auf der Magister-Stufe: kulturwissenschaftliche Germanistik, Deutsch für das Lehramt und Translatorik. In diesem Kontext wurden Anfang des 21. Jahrhunderts, zu den traditionsreichen Lehrstühlen für deutsche Sprache und für deutsche Literatur, auch Lehrstühle für Didaktik des Deutschunterrichts und für germanistische Übersetzungswissenschaft gegründet sowie der Lehrstuhl für Nederlandistik organisiert, der seit dem Studienjahr 2008/2009 im Rahmen der Abteilung ein eigenständiges Nederlandistikstudium durchführt.
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